16 Sonnenuntergänge pro Tag
Bei einer Geschwindigkeit von 27.000 km/h benötigt die ISS rund 90 Minuten für eine Umrundung der Erde. Das bedeutet für die Astronauten, dass sie keinen gewohnten Tagesrhythmus erleben, da sie sich für 45 Minuten auf der Tagseite der Erde befinden, gefolgt von 45 Minuten auf der Nachtseite. Dementsprechend erleben die Astronauten pro Tag etwa 16 Sonnenaufgänge und ebenso 16 Sonnenuntergänge. Einige der Sonnenuntergänge, die innerhalb eines Tages stattfanden, zeigen wir im heutigen ISS-Highlight. Der erste Sonnenuntergang wurde am 25. Juni um 01:10 Uhr MESZ über Chile und Argentinien aufgenommen (Bild 01). In der Teleaufnahme befindet sich die Sonne bereits hinter den Wolken der niedrigen Troposphäre (bis etwa 12 km Höhe), während die Stratosphäre darüber (bis etwa 50 km Höhe) relativ dunkel erscheint. In noch größerer Höhe erscheinen in Blautönen bis hin zu Schwarz die Mesosphäre, Thermosphäre und Exosphäre. Die Atmosphäre besitzt keine feste Grenze. Dieser fließende Übergang sorgt dafür, dass selbst in auf der Flughöhe der ISS (rund 400 km) noch genügend Luftmoleküle vorhanden sind, um sie abzubremsen. Durch diese Bremswirkung würde die Raumstation pro Jahr rund 130 m "herabfallen", weshalb sie in regelmäßigen Abständen auf eine höhere Umlaufbahn beschleunigt werden muss.
Nur 90 Minuten, also eine Umrundung der Erde später zeigt das zweite Bild den nächsten Sonnenuntergang über dem Südpazifik vor Chile. Die Weitwinkelaufnahme macht deutlich, wie klein die Atmosphäre verglichen mit der gesamten Erde ist. Sie erstreckt sich nur als schmales Band über den Horizont, während die Sonne gerade untergeht.
Einen weiteren Umlauf später, erneut über dem Südpazifik, ist deutlich zu sehen, wie das Licht der Sonne durch die Atmosphäre gekrümmt wird (Bild 03). Die zum Erdboden hin zunehmende Dichte der Luft lässt das Licht unterschiedliche Wege durch die Atmosphäre laufen, weshalb die Sonne stark gekrümmt erscheint.
Bild 4 und 5 entstanden bei dem nächsten Sonnenuntergang 90 Minuten später. Im ersten Bild erscheint die Sonne noch weiß, da nur wenig Licht in der hohen Atmosphäre gestreut wird. Durch die dichtere tiefere Atmosphäre erscheint die Sonne in Bild 5 bereits gelblich. Sinkt die Sonne noch tiefer, wird ein Großteil des blauen Lichts so stark gestreut, dass es nicht mehr den Betrachter erreicht, weshalb Sonnenuntergänge sowohl auf der Erdoberfläche als auch an Bord der ISS rötlich sind.
Das letzte Bild wurde gut 23 Stunden nach dem ersten Sonnenuntergang aufgenommen. Es zeigt die untergehende Sonne, als sich die ISS erneut über Chile und Argentinien befand. Die rötliche Sonne beleuchtet links im Bild sogar Teile der Raumstation, während rechts das Licht gerade noch hell genug ist, um die Wolkenfelder in der Nähe des Horizonts zu erkennen.
Copyright: NASA / Columbus Eye