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Hurrikan Ophelia - Entwicklung eines besonderen Sturms

Am Montag richtete der Orkan Ophelia schwere Schäden in Großbritannien an, dabei kam es allein in Irland zu einer geschätzten Schadenssumme von einer Milliarde Euro. Aber vor allem die Entwicklung des Sturms machte Ophelia zu etwas Besonderem, denn zunächst begann der Sturm als Hurrikan über dem Atlantik und hat sich dann erst zu einem Orkan in unseren Breiten gewandelt. Diese Entwicklung war besonders gut von Bord der ISS aus zu beobachten:

Die erste Aufnahme beginnt mit einem Überflug über den Atlantik am 8. Oktober. Im rechten Bildbereich zeigt sich ein Wirbel in den Wolken, dessen Drehung gegen den Uhrzeigersinn schon gut zu erkennen ist. Bereits zwei Tage zuvor begann sich dieser Wirbel in der Atmosphäre über dem Atlantik zu bilden. Solche Tiefdruckgebiete sind zunächst nichts besonderes und bilden sich relativ häufig. Dieser sollte allerdings der Auslöser für einen starken Hurrikan werden.

Der warme Ozean lieferte Energie für die Atmosphäre darüber, wobei der Kontrast mit der kalten Luft in der Höhe Gewitter entstehen ließ. Diese verstärkten das Tiefdruckgebiet und so wurde es bereits einen Tag nach der ersten Aufnahme zu einem tropischen Sturm, der den Namen Ophelia bekam.

Am 10. Oktober wurde das nächste Video von Ophelia aufgenommen. Es zeigt den tropischen Sturm mit den typischen Wolkenbändern, außerdem hat sich bereits ein wolkenfreies Auge in seinem Zentrum gebildet, das beim Vorbeiflug zu sehen ist. Im linken Bildbereich ist jedoch gleichzeitig ein weißes Wolkenband zu sehen. Dies ist die sogenannte Frontalzone, dort herrscht der größte Temperaturunterschied zwischen der kalten Luft aus den Polarregionen und der subtropischen Warmluft. Genau in diesem Bereich entstehen "unsere" Tiefdruckgebiete, durch die starken Temperaturunterschiede zwischen Norden und Süden. Im Gegensatz dazu steht Ophelia als tropischer Sturm, der in einer gleichmäßig warmen Region durch das Aufsteigen fecht-warmer Luft in kräftigen Schauer- und Gewitterwolken entsteht. Hier zeigt sich also bereits die Nähe von Ophelia zu der Frontalzone, welcher sie sich in den folgenden Tagen weiter annäherte und eingliederte. Dabei vollzog Ophelia den Wandel zu einem außertropischen Tief, das in unseren Breiten vorkommt.

Zunächst verstärkte Ophelia sich jedoch weiter als tropischer Sturm und erreichte am 11. Oktober Hurrikanstärke. Dabei zählt ein tropisches Tief als Hurrikan, sobald eine mittlere Windgeschwindigkeit von über 118 km/h erreicht wird. Beim Überschreiten dieser Grenze zählt ein Sturmtief bei uns übrigens als Orkan.

Die nächste Aufnahme von der ISS stammt vom 12. Oktober und zeigt Ophelia als sie bereits ein Hurrikan der Kategorie 2 war. Zwei Tage später erreichte Ophelia sogar eine mittlere Windgeschwindigkeit von 185 km/h, wobei die Böen sogar weit über 200 km/h erreichten. So wurde Ophelia zu einem Hurrikan der Kategorie 3, einem sogenannten "Major Hurrikan". Ophelia ist damit der östlichste Atlantik-Hurrikan, der jemals diese Stärke erreichte. Diese Verstärkung geschah sogar über gerade einmal 24°C warmem Wasser, was für Hurrikans ungewöhnlich kühl ist.

In den folgenden Tagen zog Ophelia weiter nach Nordosten und erreichte die Frontalzone, wobei der Sturm eine für Tiefdruckgebiete in mittleren Breiten typische Struktur mit Warm- und Kaltfront bekam und zu einem Orkantief wurde.

Die vierte Aufnahme von der Raumstation zeigt Ophelia am 16. Oktober gegen 15:52 Uhr MESZ mit dem Zentrum an der Westküste Irlands. In ganz Großbritannien brachte der Sturm verbreitet Orkanböen, wobei auf einer kleinen Insel vor Irland sogar Böen bis zu 190 km/h gemessen wurden. Der Flug führt entlang der Kaltfront von Ophelia in Richtung Frankreich und Deutschland, wo ein kräftiges Hochdruckgebiet für sonniges und warmes Wetter sorgte. Gegen Ende der Aufnahme kommen die Vogesen, der Schwarzwald und die schneebedeckten Gipfel der Alpen ins Bild.

Die letzte Aufnahme entstand gut drei Stunden später gegen 17:30 Uhr MESZ. Zu sehen sind die großen Ausmaße des Tiefdruckgebiets und die Kaltfront, die sich als langes Wolkenband entlang der Küste des europäischen Festlands erstreckte. Nachdem die ISS die Front überquert hat und über die Alpen fliegt, ist vor dem Wolkenband noch ein dunkleres zu sehen. Dabei handelt es sich um Saharastaub, so wie Rauch von Waldbränden in Portugal und Spanien. Dieser sorgte trotz wolkenfreien Himmels vor der Front für einen milchigen Anblick und ließ die Sonne dort tagsüber in einem rot-orangenen Licht strahlen. Am Dienstag erreichten Staub und Rauch auch Mitteleuropa und sorgten ebenfalls für einen milchigen Himmel.

Copyright: NASA / Columbus Eye

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